US-Start-up Brimstone erhält Zertifizierung für “CO₂-freien” Portlandzement

Grafik © Brimstone
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Das im kalifornischen Oakland ansässige Start-up Brimstone hat von Dritten die Zertifizierung erhalten, dass sein Zement die ASTM C150-Normen für gewöhnlichen Portlandzement erfüllt oder übertrifft. Damit sei er der erste kohlenstoffarme, kohlenstoffneutrale oder kohlenstoffnegative Zement, der diese kritische und allgemein anerkannte Branchenanforderung erfüllt.

Brimstone beauftragte das Ingenieurbüro Twining Consulting mit der Prüfung seines alternativen Zements, indem es seinen Luftgehalt analysierte, seine Abbindezeit maß und Würfel des Materials komprimierte, um seine Festigkeit zu testen. Das Ergebnis: Das Produkt von Brimstone erfüllte einen der am häufigsten verwendeten Standards in der Branche, bekannt als ASTM C150. Die Zertifizierung bestätigt, dass es sich bei dem von Brimstone hergestellten Zement um gewöhnlichen Portlandzement handelt, also um die Art von Zement, die heute in praktisch allen Bauwerken verwendet wird.

Vertrauenswürdiges Material ohne Umschulungsbedarf

Die Zementproduktion ist ein wesentlicher Treiber des Klimawandels, denn sie ist für rund 8 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen und 5,5 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich. “Wir bei Brimstone sind der Meinung, dass die Dekarbonisierung von Zement auf drei wesentlichen Prinzipien beruht: die Herstellung des gleichen vertrauenswürdigen Materials, mit viel weniger Kohlenstoff und zu gleichen oder niedrigeren Kosten als andere Optionen”, sagte Cody Finke, Mitbegründer und CEO von Brimstone. “Unser Verfahren wird nicht nur die Kohlenstoffemissionen senken und preislich konkurrenzfähig sein, sondern wir haben jetzt auch bewiesen, dass es genau das gleiche Material liefert, auf das sich Ingenieure und Bauherren weltweit verlassen – und zwar ohne Millionen von Bauarbeitern zu zwingen, sich auf ein neues Material umschulen zu lassen.”

Die Errungenschaft bestätigt, dass das “kohlenstoffnegative Verfahren” von Brimstone Zement produziert, der in jeder Hinsicht – Leistung, Sicherheit und Zusammensetzung – mit gewöhnlichem Portlandzement (OPC) identisch ist, der mit dem herkömmlichen, kohlenstoffintensiven Verfahren hergestellt wird. Da OPC 95 Prozent des in den USA hergestellten Zements ausmacht, ist dieser Durchbruch für die Bauindustrie von entscheidender Bedeutung, da sie auf die berechenbare Leistung von mit OPC hergestelltem Beton angewiesen ist – seine Festigkeit, Verarbeitbarkeit, Haltbarkeit und Kompatibilität mit Stahl und anderen Materialien -, um Bauwerke sicher und effizient zu errichten.

Obwohl neue Materialien, alternative Zemente und leistungsbasierte Zemente seit langem auf dem Markt sind, konnten sich diese Alternativen aufgrund gesetzlicher Hürden, Versicherungspflichten und Einschränkungen bei der Ausbildung von Arbeitskräften nicht durchsetzen und keine breite Akzeptanz finden.

Den Weg zum Net-Zero-Bau drastisch beschleunigen

Nach eigenen Angaben hat Brimstone als erstes und einziges Unternehmen ein kohlenstoffnegatives Verfahren zur Herstellung von OPC nach Industriestandard entwickelt und damit die regulatorischen Hürden für die Akzeptanz in der Industrie beseitigt. “Indem wir genau denselben Zement liefern, räumen wir die Haupthindernisse für die Einführung aus dem Weg und bieten die Möglichkeit, den Weg zum Netto-Null-Bau drastisch zu beschleunigen”, fügte Hugo Leandri, Mitbegründer und CTO von Brimstone, hinzu. “Die gleichen Gebäude, Brücken und Straßen, die heute gebaut werden, können morgen ohne Kohlenstoff gebaut werden.”

Bei der konventionellen Zementherstellung wird Kalkstein erhitzt, wodurch erhebliche Mengen an CO₂ freigesetzt werden, die im Gestein gebunden sind. Die Technologie von Brimstone verwendet kohlenstofffreies Kalziumsilikatgestein, wodurch das CO₂ aus dem Ausgangsgestein eliminiert wird. Das Verfahren erzeugt außerdem Magnesiumverbindungen, die dauerhaft CO₂ aus der Luft absorbieren, wodurch der Prozess kohlenstoffnegativ wird. Das Brimstone-Verfahren stellt nicht nur denselben OPC her, der seit 150 Jahren als Industriestandard gilt, sondern produziert auch ergänzende zementhaltige Materialien (SCM) – eine weitere Kernkomponente von Beton -, wodurch die Lieferkette vereinfacht und die Emissionen weiter reduziert werden.

Brimstone geht davon aus, dass sein OPC und SCM im industriellen Maßstab zum gleichen Preis verkauft werden können wie konventionell hergestellte oder beschaffte Materialien. Die Lösung des Unternehmens hat erhebliche Auswirkungen auf die Immobilien- und Baubranche, die für 40 % der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich ist.

Frage nach der Klimaneutralität bleibt offen

Derart verheißungsvolle Verkündungen müssen freilich kritisch hinterfragt werden. Twitter-User @Manamind1, nach eigenen Angaben “Wissenschaftsevangelist auf der Suche nach Antworten auf Klimafragen”, fragte Brimstone-CEO Cody Finke bereits im April 2022 in einer Diskussion nach den Tricalciumsilikat- (Alit) und Dicalciumsilikat- (Belit) Anteilen sowie der benötigten Energie für den Herstellungsprozess. Finke weicht aus und beruft sich auf den Schutz des geistigen Eigentums.

Im Verlauf der Diskussion bestätigt Finke die Nutzung eines Brennofens mit über 1450 °C – solche Temperaturen seien aber selbst mit der besten verfügbaren Technik nur durch Verbrennung fossiler Brennstoffe zu erreichen, entgegnet “Manamind”. Die CO₂-Neutralität bzw. tatsächliche Einsparung bleibt also fragwürdig. ISO-konforme EPD aller Komponenten (A1-A3) könnten die Auflösung bringen.

Pilotanlage geplant und Verhandlungen über Abnahmevereinbarungen aufgenommen

Marty Ozinga IV, CEO von Ozinga, einem führenden unabhängigen Betonlieferanten, erklärt: “Der ASTM-zertifizierte Portlandzement von Brimstone ermöglicht es der Bauindustrie, nachhaltigeren Beton zu beziehen, ohne Kompromisse bei der Leistung, den Kosten oder der Einhaltung von Vorschriften einzugehen. Es ist eine echte Win-Win-Situation, die es dem modernen Bauwesen ermöglicht, sowohl die technische Leistung als auch das Klima in den Vordergrund zu stellen.”

Brimstone treibt die Pläne für den Einsatz seiner Technologie in großem Maßstab voran. Das Unternehmen wird seine Pilotanlage auf einem Grundstück errichten, das es in der Nähe von Reno, Nevada, erworben hat, und ist dabei, den Standort für seine erste kommerzielle Anlage auszuwählen. Es hat bereits Verhandlungen über Abnahmevereinbarungen für seine kommerzielle Anlage mit Bauunternehmen sowie Immobilien- und Unternehmenspartnern aufgenommen.

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Start-up hopes to eliminate carbon emissions from global cement market, Copyright CBS News

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