Klimaschädliche Emissionen im Lebenszyklus von Gebäuden erkennen und mindern: Dazu startet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit dem Institut Wohnen und Umwelt GmbH (IWU), der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS) und dem Bund Architektur und Umwelt e.V. (B.A.U.) ein neues Forschungsprojekt. Ziel des Projekts ist ein Werkzeug, das die Entscheidungsfindung für klimaverträgliche Materialien in der Gebäudeplanung erleichtert. Denn die entscheidenden Weichen für geringe Umweltauswirkungen von Gebäuden werden überwiegend zu Beginn der Planungsphase gestellt.
Barbara Metz, DUH-Bundesgeschäftsführerin: „Sogenannte graue Emissionen, also Emissionen, die neben dem regulären Energieverbrauch von der Herstellung bis zur Entsorgung im gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes anfallen, müssen endlich mitgedacht und in der Folge konsequent reduziert werden. Andernfalls sind die Klimaziele im Gebäudesektor nicht zu erreichen. Hierfür leistet das Projekt einen wichtigen Baustein.“
Tool unterstützt bei Entscheidungen zu Konstruktionsalternativen
Dazu erläutert Dr.-Ing. Monika Meyer, Geschäftsführerin des IWU: “Für die Planungsphase von Gebäuden fehlen praxisgerechte Werkzeuge, die den direkten Vergleich von Herstellungs- und Betriebsemissionen ermöglichen. Diese Lücke schließt das ‚LezBAU-Tool‘. Bei geringem Eingabeaufwand ermöglicht es eine schnelle Abschätzung der Lebenszyklusemissionen von Wohn- und Nichtwohngebäuden – sei es im Neubau oder bei Sanierungen. Das Tool unterstützt Planende bzw. Bauherren bei Entscheidungen zu Konstruktionsalternativen und der technischen Gebäudeausrüstung. Für die Entwicklung des Tools könnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am IWU auf langjährige Erfahrungen mit vergleichbaren Instrumenten zurückgreifen.“
Volker Ritter der Frankfurt UAS ergänzt: „Kein Gebäude gleicht dem anderen. Um optimale Lösungen auf dem Weg zu emissionsarmen Gebäuden zu finden, müssen schon früh die richtigen Entscheidungen bei Neu- und Sanierungsbauten getroffen werden. Dazu muss der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet werden, um so die Potentiale sowohl bei der Anlagentechnik als auch bei der Gebäudehülle umfassend nutzen zu können. Hierfür dient das Werkzeug, für das wir umfangreiche Datenbanken aufbauen werden, die möglichst viele Kombinationen bei der Lösungssuche erlauben. Soweit möglich werden wir diese als OpenData kostenlos zur Verfügung stellen, um besonders auch die Mehrheit der Kleinprojekte zu erreichen, die in der Summe zum Erreichen der Klimaziele relevant sind.“
Umfangreiche Kataloge mit Beispielgebäuden
Neben dem Tool selbst sollen umfangreiche, bisher nicht verfügbare Kataloge mit Beispielgebäuden (Bestand, Neubauten sowie Wohn- und Nichtwohngebäude), Konstruktionen und Anlagentechniken erarbeitet werden. Außerdem wird ein Schätzverfahren entwickelt, das eine Skalierung der Beispielgebäude auf den konkreten Anwendungsfall erlaubt. Mit der Entwicklung von vereinfachten Bauteil- und Anlagentechnikkatalogen und der Integration in ein weiteres, vereinfachtes Werkzeug, werden wichtige Grundlagen für die Erstellung von Szenarien von Gebäudebeständen geschaffen.
Günther Ludewig, Bund Architektur und Umwelt e.V. (B.A.U.): „Das web-basierte, kostenlose Tool soll es Bauherrinnen und Planenden ermöglichen, unterschiedliche Bauweisen und Materialien für ihr Bauvorhaben durchzuspielen und eine schnelle und anschauliche Rückmeldung zu den jeweiligen Umweltauswirkungen zu erhalten. Die vielfältige Praxiserfahrung der B.A.U-Mitglieder gewährleistet ein breites Spektrum an hinterlegten Konstruktionen in Neubau und Bestand.“
Das Projekt „LezBAU“ wird im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert und ist auf drei Jahre angelegt (2023-2025).