Mehr Nachhaltigkeit am Bau durch das Prinzip “Reduce, Reuse, Recycle”

Flickr: Mark Morgan / Lizenz: CC BY 2.0
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Bauen muss nachhaltig, ökologisch, bezahlbar und generationengerecht sein – so ist es Konsens in der Mehrheit der Gesellschaft. Doch wie lässt sich das umsetzen? Lösungen entwickelten Expert*innen aus Wissenschaft, Forschung und Praxis wie Bau-Pionier Prof. Dr. Dr. Werner Sobek, die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, oder der ehemalige bayerische Bauminister Dr. Hans Reichhart bei der Tagung „Wie viel ökologischen Umbau schaffen wir überhaupt?”

In vier Workshops erarbeiteten die Vortragenden und Gäste der Tagung, die von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau in Kooperation mit der Akademie für Politische Bildung Tutzing ausgerichtet wurde, gemeinsam Vorschläge für eine nachhaltigere bauliche Umwelt.

Reduce, Reuse, Recycle lautete der Appell der Gruppe um Emanuel Lucke von Architects for Future e.V. Für ein einfacheres, nachhaltiges und bezahlbares Bauen und Wohnen sei es unabdingbar, alle Wertstoffe nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft wiederzuverwerten. Dafür ist eine durchgängige Dokumentation der verbauten Bauteile notwendig, damit am Ende des Lebenszyklus klar ist, welche Möglichkeiten zum Recycling bestehen. Auch Modelle wie das sogenannte Bauteil-Leasing und Product as a Service sind denkbar. Letzteres meint die Nutzung eines Bauwerkes, ohne selbst zum Eigentümer zu werden.

Ein flexibleres Baurecht, das den Kommunen individuelle Ausgestaltung ermöglicht, forderte die von Baubiologin Gisela Raab geleitete Workshop-Gruppe. Die Innenentwicklung müsse Vorrang vor der Ausweisung von Neubaugebieten haben, um Leerstände zu vermeiden. Die Starre der Bauleitplanung und baurechtlichen Auflagen und die niedrige Beteiligung der Bürgerschaft führt zu Schwierigkeiten bei der wirtschaftlichen Stärkung des ländlichen Raums. Weiterhin soll ein Vorkaufsrecht der Gemeinden und Kommunen für gewerbliche, aber auch wohnwirtschaftlich genutzte Immobilien Leerstand vermeiden.

Zur Sicherung von Innovationsfähigkeit und Generationengerechtigkeit beim Planen und Bauen braucht es den Sachverstand und die Digitalkenntnisse der Nachwuchskräfte in Planungsbüros, Behörden und Ministerien. Dieses Potential müsse besser genutzt und konsequent einbezogen werden, bilanzierte die Arbeitsgruppe um den Politikwissenschaftler Apl. Prof. Dr. Dr. Jörg Tremmel. Es könnte dazu genutzt werden, mit digitalem Fortschritt die Auswirkungen über den gesamten Lebenszyklus, sowohl aus ökologischer Sicht, als auch aus ökonomischer Sicht, bereits in frühen Projektphasen besser zu benennen und daraus Konsequenzen für die Planung zu ziehen.

BWLer Prof. Dr. Daniel Deimling erteilte in seinem Workshop dem Drang nach Wachstum eine klare Absage. Etwa 75 Prozent des Konsums seien überflüssig. Der Verzicht an Überflüssigem steigere die Lebensqualität, ohne dass Abstriche bei Grundbedürfnissen gemacht werden müssten. Damit wird der aktuelle Fokus der Bundesregierung auf Sanierungsprojekte bestärkt und mit dem Appell an verlängerte Nutzungsdauern und die Adaptivität verknüpft. Die Adaptivität bezieht sich dabei sowohl auf die Nutzungsabschnitte im Einzelnen, als auch auf den Nutzungsmix in der Quartiersbetrachtung.

Quelle: Bayerische Ingenieurkammer-Bau

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