Der Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, Prof. Dr. Uwe Schneidewind, hat in seinem 100-Tage-Programm das Ziel ausgegeben, die Stadt bis 2035 auf den Weg Richtung Klimaneutralität zu bringen. Das Wuppertal Institut hat nun in einer Sondierungsstudie die zentralen Handlungsfelder zusammengestellt und hebt hervor, welche Herausforderungen damit verbunden sind. Im Bereich Gebäude soll unter anderem die Sanierungsrate deutlich auf 4 Prozent gesteigert werden.
Immer mehr Städte setzen sich zum Ziel, schon vor 2050 klimaneutral zu sein. So auch Wuppertal. Der Oberbürgermeister der Stadt, Prof. Dr. Uwe Schneidewind, ist mit dem Ziel angetreten, die Stadt auf den Weg zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 zu bringen. Noch 2019 sah es ganz danach aus, als würde Deutschland nicht einmal die Zwischenziele für 2020 auf dem Weg zu einer Klimaneutralität im Jahr 2050 erreichen. Und nun schon 2035?
“Ich möchte mit führenden Fachleuten und Schlüsselakteurinnen und -akteuren, den Bürgerinnen und Bürgern und dem Rat der Stadt eine systematische Klimaschutzstrategie 2035 entwickeln, die über den jetzigen Klimaschutzplan hinausgeht und gleichzeitig auch Wirtschafts-, Investitions- und Lebensqualitäts-Strategie ist”, schreibt Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind in seinem “100-Tage-Programm”.
Klimaneutralität nur als Kraftakt auf allen politischen Ebenen möglich
Das Wuppertal Institut hat nun in der Sondierungsstudie “Wuppertal klimaneutral 2035” aufbereitet, was das konkret bedeutet. Für das Zieljahr 2035, in dem die Treibhausgas-Emissionen möglichst nahe Null kommen sollten, leiteten die Studienautorinnen und -autoren ab, welche Reduktionspfade in welchen Bereichen dafür nötig sind – von Gebäuden über Mobilität bis hin zu Industrie und anderen Unternehmen. Die Herausforderungen sind immens: Der Energieverbrauch – also Wärme, Strom und Verkehr – auf dem Stadtgebiet sinkt insgesamt in der Studie von rund 9,5 Terawattstunden im Jahr 2020 auf nur noch 4 Terawattstunden pro Jahr, das entspricht 57 Prozent weniger. Während heute gerade mal 12 Prozent Wärme über erneuerbare Energien, Fernwärme oder strombasiert abgedeckt werden, sind es im Jahr 2035 rund 88 Prozent.
Die Sondierungsstudie zeigt deutlich, dass der Strom bis dahin demnach klimaneutral produziert werden muss. Denn der Stromverbrauch steigt insgesamt und kommt nicht nur im Wärmebereich, sondern auch im Verkehr zunehmend zum Einsatz. Auf Wuppertaler Stadtgebiet kann aber nur ein Bruchteil des Strombedarfs in 2035 regenerativ erzeugt werden und die Stadt ist auch zukünftig auf Strom aus dem Bundesgebiet angewiesen. Um das Ziel der Klimaneutralität 2035 einhalten zu können, müsse der Strom in Deutschland insgesamt erneuerbar sein. Trotz dieser bereits extrem ambitionierten Annahmen in den überschlägigen Rechnungen bleiben im Jahr noch gut 87.000 Tonnen übrig, die jährlich emittiert werden – rund drei Prozent des heutigen Levels.
“Eine Stadt alleine kann das Ziel der Klimaneutralität nicht erreichen, auch Wuppertal nicht”, sagt Anja Bierwirth, Leiterin des Forschungsbereichs Stadtwandel am Wuppertal Institut, und ergänzt: “Es braucht dazu eine viel ambitioniertere und stringente politische Ausrichtung auf allen Ebenen: von der Europäischen Union, über den Bund und das Land bis zu den Kommunen und hier vor Ort die Unterstützung der Unternehmen und letztlich jedes Menschen in der Stadt.”
Daher ist die Studie auch nicht als neues kommunales Klimaschutzkonzept zu verstehen, das die Stadt erst kürzlich hat aktualisieren lassen. Sie ist vielmehr ergänzend zu sehen, da sie zu den zahlreichen Maßnahmen, die eine Stadt selbst initiieren und umsetzen kann, deutlich macht, welche veränderten Rahmenbedingungen kommunalen Klimaschutz wesentlich voranbringen könnten.
Studie als Rückenwind für die Umsetzung
“Es gibt eine Vielzahl von kommunalen Konzepten, Handlungsempfehlungen und Strategien zum Klimaschutz, jedoch hapert es oft an der Umsetzung von Maßnahmen und gegenläufigen Trends, die Klimaschutzbemühungen wieder zunichtemachen. Es war uns darum ein Anliegen zu verdeutlichen, dass nur durch ein Zusammenspiel auf allen politischen Ebenen und der Einbindung aller kommunalen Akteurinnen und Akteure die Umsetzung vor Ort gelingen kann”, sagt Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts.
Das Wuppertal Institut hat mit, für und in Wuppertal in den vergangenen 30 Jahren eine Vielzahl von Projekten umgesetzt und wissenschaftlich begleitet. Mit Uwe Schneidewind als ehemaligem Institutspräsidenten und jetzigem Oberbürgermeister wird sich die Zusammenarbeit weiter intensivieren. Die Sondierungsstudie „Wuppertal klimaneutral 2035“ soll helfen, die Handlungserfordernisse für den Klimaschutz zu konkretisieren und einen klaren Impuls für die Umsetzung zu geben. Denn nach der Studie kommt die Umsetzung. “Wir werden die Stadt und die vielen engagierten Menschen dabei nach Kräften unterstützen”, ergänzt Manfred Fischedick.
Im Interview mit dem Projekt “Transparenz TV – Leben mit der Energiewende” berichtet Oberbürgermeister Uwe Schneidewind über den Weg der Transformation:
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