Kaum Recycling-Baustoffe – Ausschreibungen in der Kritik

Flickr: Uwe Rothuysen / Lizenz: CC BY-ND 2.0
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Die Bau­wirt­schaft in Ba­den-Würt­tem­berg be­klagt, dass der Ein­satz von Re­cy­cling­bau­stof­fen bei Aus­schrei­bun­gen der öf­fent­li­chen Hand noch im­mer viel zu sel­ten be­rück­sich­tigt wird. Da­bei soll­ten die­se so ge­nann­ten RC-Bau­stof­fe laut Lan­des­kreis­lauf­wirt­schafts­ge­setz in der Aus­schrei­bungs­pra­xis min­des­tens gleich­ran­gig wie Pri­mär­stof­fe be­han­delt wer­den. Haupt­ge­schäfts­füh­rer Tho­mas Möl­ler be­klagt die­sen Zu­stand ve­he­ment: „Die Kom­mu­nen sind ei­gent­lich an­ge­hal­ten, ihre Aus­schrei­bun­gen so zu fas­sen, dass wie­der­ver­wer­te­te Bau­stof­fe und Neu­ma­te­ria­len gleich­be­rech­tigt an­ge­bo­ten wer­den kön­nen. Das ge­schieht lei­der in den sel­tens­ten Fäl­len. Die viel­ge­prie­se­ne Vor­rei­ter­rol­le in Sa­chen Um­welt­schutz bleibt die öf­fent­li­che Hand in die­ser Hin­sicht mal wie­der schul­dig.“ Der Bau­ver­band drängt dar­auf, um­welt­freund­li­che Re­cy­cling­s­tof­fe stär­ker als bis­her in den Kreis­lauf­zy­klus zu brin­gen und so nach­hal­ti­ges Bau­en zu for­cie­ren.

Gute Erfahrungen in der Praxis und den Primärbaustoffen gleichwertig

Ins­be­son­de­re im Stra­ßen­bau hat man in den ver­gan­ge­nen Jah­ren sehr gute Er­fah­run­gen mit wie­der­auf­be­rei­te­ten mi­ne­ra­li­schen Bau­ab­fäl­len ge­macht – sei es mit nor­ma­lem Bo­den­aus­hub oder auch Bau­schutt bzw. Ab­bruch­ma­te­ri­al. Durch ein spe­zi­el­les Wie­der­ver­wer­tungs­ver­fah­ren wer­den die­se Ma­te­ria­li­en mit Hil­fe ei­ner Bo­den­ver­bes­se­rungs­an­la­ge in ho­her Qua­li­tät auf­be­rei­tet und kön­nen an­schlie­ßend ohne Ab­stri­che als gü­te­ge­prüf­ter und tech­nisch hoch­wer­ti­ger Bau­stoff wie­der ein­ge­setzt wer­den, z.B. in un­ge­bun­de­nen Schich­ten im tie­fer­ge­le­ge­nen Stra­ßen­un­ter­bau. „Da­mit schont man die be­grenzt vor­han­de­nen Schot­ter- und Kies­men­gen und mi­ni­miert den hei­mi­schen Res­sour­cen­ver­brauch“, er­klärt Tho­mas Möl­ler. „Das Pro­blem: Vie­le Städ­te und Ge­mein­den schlie­ßen in ih­ren Bau­aus­schrei­bun­gen ex­pli­zit den Ein­satz von RC-Bau­stof­fen aus. Ein Un­ding, denn in puncto Si­cher­heit und Lang­le­big­keit ent­spre­chen die wie­der­auf­be­rei­te­ten Bau­ma­te­ria­li­en ab­so­lut den Pri­mär­bau­stof­fen.“

Auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll

Fakt ist, dass von den rund 50 Mil­lio­nen Ton­nen an Ab­fäl­len, die pro Jahr in Ba­den-Würt­tem­berg pro­du­ziert wer­den, ca. 80 Pro­zent Bau- und Ab­bruch­ab­fäl­le sind. Die­se ge­wal­ti­ge Mas­se an mi­ne­ra­li­schen Bau­ab­fäl­len an­ge­sichts schwin­den­der na­tür­li­cher Res­sour­cen nicht zu nut­zen, sei öko­lo­gisch un­sin­nig, kri­ti­siert Möl­ler und ver­weist zu­gleich dar­auf, dass De­po­nie­raum knapp und teu­er ist. Eine Wie­der­ver­wer­tung von Bau- und Ab­bruch­ab­fäl­len sei des­halb auch aus wirt­schaft­li­cher Sicht sinn­voll. Glei­ches gel­te für res­sour­cen­scho­nen­den Re­cy­cling-Be­ton, der sich her­vor­ra­gend für un­ter­schied­lichs­te Bau­maß­nah­men im Hoch­bau eig­net. Aus dem nach­hal­ti­gen RC-Be­ton sind in letz­ter Zeit zahl­rei­che in­no­va­ti­ve Re­fe­renz­ge­bäu­de im Land ent­stan­den.

„Um beim kli­ma­ge­rech­ten Bau­en schnel­ler vor­an­zu­kom­men, muss die Kreis­lauf­wirt­schaft hier­zu­lan­de drin­gend ge­stärkt wer­den. Da­her soll­te end­lich Schluss sein mit rei­nen Lip­pen­be­kennt­nis­sen. Was wir brau­chen, ist der po­li­ti­sche Wil­le und die Be­reit­schaft, RC-Bau­stof­fe künf­tig kon­se­quent in Aus­schrei­bungs­ver­fah­ren mit zu be­rück­sich­ti­gen. Nur so kann die öf­fent­li­che Hand vom ewi­gen Brem­ser zum in­no­va­ti­ven Vor­rei­ter wer­den“, meint Möl­ler ab­schlie­ßend.

Quelle: Pressemeldung Bauwirtschaft Baden-Württemberg e.V

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