Die Bauwirtschaft in Baden-Württemberg beklagt, dass der Einsatz von Recyclingbaustoffen bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand noch immer viel zu selten berücksichtigt wird. Dabei sollten diese so genannten RC-Baustoffe laut Landeskreislaufwirtschaftsgesetz in der Ausschreibungspraxis mindestens gleichrangig wie Primärstoffe behandelt werden. Hauptgeschäftsführer Thomas Möller beklagt diesen Zustand vehement: „Die Kommunen sind eigentlich angehalten, ihre Ausschreibungen so zu fassen, dass wiederverwertete Baustoffe und Neumaterialen gleichberechtigt angeboten werden können. Das geschieht leider in den seltensten Fällen. Die vielgepriesene Vorreiterrolle in Sachen Umweltschutz bleibt die öffentliche Hand in dieser Hinsicht mal wieder schuldig.“ Der Bauverband drängt darauf, umweltfreundliche Recyclingstoffe stärker als bisher in den Kreislaufzyklus zu bringen und so nachhaltiges Bauen zu forcieren.
Gute Erfahrungen in der Praxis und den Primärbaustoffen gleichwertig
Insbesondere im Straßenbau hat man in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen mit wiederaufbereiteten mineralischen Bauabfällen gemacht – sei es mit normalem Bodenaushub oder auch Bauschutt bzw. Abbruchmaterial. Durch ein spezielles Wiederverwertungsverfahren werden diese Materialien mit Hilfe einer Bodenverbesserungsanlage in hoher Qualität aufbereitet und können anschließend ohne Abstriche als gütegeprüfter und technisch hochwertiger Baustoff wieder eingesetzt werden, z.B. in ungebundenen Schichten im tiefergelegenen Straßenunterbau. „Damit schont man die begrenzt vorhandenen Schotter- und Kiesmengen und minimiert den heimischen Ressourcenverbrauch“, erklärt Thomas Möller. „Das Problem: Viele Städte und Gemeinden schließen in ihren Bauausschreibungen explizit den Einsatz von RC-Baustoffen aus. Ein Unding, denn in puncto Sicherheit und Langlebigkeit entsprechen die wiederaufbereiteten Baumaterialien absolut den Primärbaustoffen.“
Auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll
Fakt ist, dass von den rund 50 Millionen Tonnen an Abfällen, die pro Jahr in Baden-Württemberg produziert werden, ca. 80 Prozent Bau- und Abbruchabfälle sind. Diese gewaltige Masse an mineralischen Bauabfällen angesichts schwindender natürlicher Ressourcen nicht zu nutzen, sei ökologisch unsinnig, kritisiert Möller und verweist zugleich darauf, dass Deponieraum knapp und teuer ist. Eine Wiederverwertung von Bau- und Abbruchabfällen sei deshalb auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Gleiches gelte für ressourcenschonenden Recycling-Beton, der sich hervorragend für unterschiedlichste Baumaßnahmen im Hochbau eignet. Aus dem nachhaltigen RC-Beton sind in letzter Zeit zahlreiche innovative Referenzgebäude im Land entstanden.
„Um beim klimagerechten Bauen schneller voranzukommen, muss die Kreislaufwirtschaft hierzulande dringend gestärkt werden. Daher sollte endlich Schluss sein mit reinen Lippenbekenntnissen. Was wir brauchen, ist der politische Wille und die Bereitschaft, RC-Baustoffe künftig konsequent in Ausschreibungsverfahren mit zu berücksichtigen. Nur so kann die öffentliche Hand vom ewigen Bremser zum innovativen Vorreiter werden“, meint Möller abschließend.
Quelle: Pressemeldung Bauwirtschaft Baden-Württemberg e.V