Um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen, haben Städte eine wirksame natürliche Ressource: das Stadtgrün. Doch wie werden Bestandsquartiere grüner und wie lassen sich klimaangepasste Neubauprojekte realisieren? Oft mangelt es nicht an gutem Willen, wenn Dach- oder Fassadenbegrünungen geplant werden sollen, sondern an Beispielen und konkreten Lösungsvorschlägen. Darum unterstützt das Forschungsprojekt „Grüne Stadt der Zukunft“ Kommunen und Stadtplaner:innen mit Umsetzungshilfen für die klimaresiliente Planung. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt arbeiteten Forschung und Praxis eng zusammen, um Steckbriefe, Checklisten und Leitfäden für grüne, klimaangepasste Städte zu entwickeln.
„Viele Kommunen haben sich mehr Klimaanpassung bereits zum Ziel gesetzt. Durch das geplante Klimaanpassungsgesetz des Bundes könnten sie dazu sogar bald verpflichtet werden. Mit unserer Website bieten wir der Stadtplanung einen Werkzeugkasten, um Stadtgrün gezielt für die Klimaresilienz auszubauen“, erklärt Professorin Simone Linke, die das Projekt an der Technischen Universität München koordinierte. Zum Projektteam gehörten auch das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und die Referate für Klima- und Umweltschutz sowie Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München.
Beispiel München: mehr Grün – und mehr Wohnraum?
„Die Auswirkungen des Klimawandels, die knappen Flächenressourcen und die gleichzeitige Wohnraumbeschaffung stellen große Herausforderungen für wachsende Städte wie München dar“, betont Christine Kugler, Referentin für Klima- und Umweltschutz in München. Um diese Zielkonflikte möglichst gut zu lösen, erprobte München mit den Forschenden, wie Klimaanpassung von Anfang an in der Stadtplanung mitgedacht werden kann. So gibt es etwa in Bebauungsplänen verschiedene Möglichkeiten, Stadtgrün zu fördern oder Kaltluftleitbahnen vor Bebauung zu schützen.
Die Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk lobt die gemeinsame Forschung: „In dem Projekt entstanden wichtige Erkenntnisse für die Umsetzung von Klimaresilienz. Nicht nur in Neubauquartieren, sondern auch für Bestandsquartiere wurden zahlreiche praxisnahe Handlungsoptionen aufgezeigt, die Eingang in unsere Arbeit finden werden.“ Das Team begleitete verschiedene Verfahren, befragte Anwohner*innen und nahm mikroklimatische Simulationen vor.
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Mehr InformationenGebäudebegrünung spart Kühl- und Heizenergie
Dach- und Fassadenbegrünung bieten sich sowohl für Bestands- als auch für Neubauquartiere an. Sie kühlen das Gebäude im Sommer und schützen es im Winter vor Kälte: Die Dämmwirkung steigt durch begrünte Dächer um circa zehn Prozent. Außerdem speichern Dachbegrünungen Wasser, kühlen so im Sommer die Umgebung und entlasten bei Starkregen die Kanalisation.
„Fassadenbegrünung kühlt nicht nur die Gebäude, sondern steigert auch die Aufenthaltsqualität im Quartier, besonders in sonst unbegrünten Straßen. Dachgärten können – neben begrünten Innenhöfen – gerade in dichten Quartieren wichtige Erholungsorte für die Bevölkerung sein“, sagt die Soziologin Amelie Bauer von der LMU. Das Projekt zeigt in Steckbriefen, worauf es bei der Gebäudebegrünung ankommt.
Gegen die Sommerhitze: große Bäume und Freiflächen erhalten
Bei starker Hitze sind Stadtparks und Freiflächen wichtig für die nächtliche Abkühlung. Als Erholungsorte sollten sie fußläufig erreichbar sein und schattige Sitzplätze bieten. Gleichzeitig lohnt es sich, in Straßen und Innenhöfen die Versiegelung zu verringern und große Bäume zu erhalten. Bislang müssen immer wieder Bäume etwa für den Bau von Tiefgaragen gefällt werden. Das Problem ließe sich beispielsweise durch innovative Mobilitätskonzepte mit mehrstöckigen, oberirdischen Quartiersgaragen eindämmen. So entsteht mehr Platz für wohnungsnahes, qualitativ hochwertiges Grün.
Nachbarschaft und lokale Unternehmen gestalten mit
„Städte könnten die Bevölkerung, die Immobilienwirtschaft und Unternehmen stärker in die Entwicklung grüner, lebenswerter Quartiere einbinden“, betont Johannes Rupp vom IÖW. Das Projekt stellt dafür viele Formate vor, etwa Gemeinschaftsbeete, Gießpatenschaften, Beratungsangebote oder einen Preis für den schönsten Firmengarten.
Um Fachkräfte in Stadtverwaltung und Planungsbüros zu unterstützen, fasst die Website https://gruene-stadt-der-zukunft.de/ die Forschungsergebnisse in Steckbriefen, Checklisten und Leitfäden zusammen. Das Projekt wurde 2018 bis 2024 vom BMBF in der Leitinitiative „Zukunftsstadt“ gefördert.