Wie können Baustoffe und Materialien aus rückgebauten Gebäuden weiterverwendet werden? Gibt es nachhaltige und regionale Alternativen für Dämm- und Klebstoffe im Wohnbau? Wie kann sich die Baubranche unabhängiger von globalen Lieferketten machen? Diesen und weiteren Fragen geht ein aktuelles Projekt der FH Salzburg und Salzburg Wohnbau gemeinsam mit regionalen Partnern nach.
Die letzten Jahre zeigen große Veränderungsnotwendigkeiten in der Bauwirtschaft. Unberechenbare Lieferabhängigkeiten eines globalisierten Systems, Preisschwankungen in nicht überschaubaren Dimensionen und massive CO₂-Belastungen aus der Bauwirtschaft zeigen klar auf, dass es neue Lösungen braucht.
„Die Abkehr von der linearen Wirtschaft in eine vernünftige, stark auf regionale Stärken gestützte Wirtschaft ist notwendig, um zukunftsfähig zu werden. Das Projekt ‚futureBloc – Salzburg‘ ist eine der Antworten, die uns in die richtige Richtung führen“, erklärt Salzburg-Wohnbau-Geschäftsführer Roland Wernik.
Kaskadennutzung: Wiederverwertung von Baumaterialien
Beim Projekt ‚futureBloc – Salzburg‘ geht es darum, eine größtmögliche Nutzung bereits vorhandener Sekundärrohstoffe anstelle von neuem Material zu erreichen. Gerade beim Rückbau von Gebäuden fallen eine Reihe an Beton, Holz und weiteren Reststoffen an.
Hermann Huber, der das Projekt am Department Green Engineering and Circular Design am Campus Kuchl der FH Salzburg leitet, erklärt: “Gemeinsam mit den regionalen Partnerunternehmen haben wir zementgebundene Mantelbausteine mit einem hohen Anteil an rezykliertem Abbruchmaterial entwickelt. Diese wurden zudem mit regional hergestellten Dämmstoffen kombiniert. Als Beton kommt Recyclingbeton zum Einsatz. Auch in der Verklebung wurden biobasierte Klebstoffe – Tanninschäume – in der Anwendung getestet.”
Kreislauffähiger Wandaufbau ‚futureBloc – S‘
Unter dem Aspekt, die Lieferabhängigkeiten weitestgehend zu reduzieren, haben sich regionale Salzburger Unternehmen gemeinsam mit der Fachhochschule Salzburg zusammengetan und einen Wandaufbau entwickelt, der aus 100 Prozent wiederverwertbaren, heimischen Stoffen hergestellt ist.
Der zentrale Teil des Wandaufbaues ist der Holzbeton Mantelstein, ein rezyklierter Betonkern unter Einsatz des neuen CO₂ reduzierten „Green Tech Zements“, eine aus Grünschnittfasern gepresste Dämmplatte und ein voll mineralischer 3-Lagenputz. Teile des Wandaufbaues haben sich schon in der Vergangenheit länderübergreifend bewährt und das ist auch der Grund der Verfügbarkeit der Sekundärrohstoffe.
Forschung und Praxis Hand in Hand
An der Entwicklung des ‚futureBloc – S‘ waren Forscher*innen der FH Salzburg aus unterschiedlichen Projekten und Bereichen beteiligt.
FH-Geschäftsführer Dominik Engel: „Die interdisziplinäre und praxisnahe Forschung ist eine große Stärke der FH Salzburg. Die anwendungsnahe Forschung ermöglicht die stärkere Nutzung von biogenen Materialien, indem sie ihre Eigenschaften verbessert, ihre Herstellung optimiert und ihre Einsatzmöglichkeiten erweitert. Innovation spielt somit eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Gesellschaft.“
Bauen in der Zukunft: regional und nachhaltig
Bei der Präsentation am 5. Juli 2023 wurde der Wandaufbau erstmals vorgestellt. Mit an Bord sind neben der FH Salzburg und Salzburg Wohnbau die Salzburger Unternehmen Deisl Beton, Ehrensberger GmbH, ISO SPAN, Leube, BAUMIT und die Bautechnische Versuchs- und Forschungsanstalt Salzburg (bvfs).