Urbane Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen: Das Projekt ExTrass

Logo erstellt von U. Dolezal, Uni Potsdam
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Städte sind durch den Wärmeinsel-Effekt und ihre starke Bodenversiegelung besonders stark von Auswirkungen des Klimawandels betroffen – auch in Deutschland. Extreme Wetterereignisse verursachen immense Sachschäden und bergen hohe gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung. Daher sind Anpassungsmaßnahmen auf kommunaler Ebene erforderlich. ExTrass möchte die Anpassung von deutschen Groß- und Mittelstädten gegenüber Hitze und Starkregen verbessern. Hierbei stehen drei Fallstudienstädte im Mittelpunkt: Potsdam, Remscheid und Würzburg. Darüber hinaus soll aufgezeigt werden, wie Kommunen von den Aktivitäten anderer Städte lernen können.

Die Ziele von ExTrass

  • die Stadtverwaltungen dazu zu befähigen, eigenständig die städtische Resilienz zu bewerten und darauf aufbauend passgenaue Maßnahmen zur Verbesserung durchzuführen,
  • die Resilienz in den Projektstädten – Potsdam, Remscheid und Würzburg – ganz konkret durch ergänzende Datengrundlagen und erarbeitete Konzepte sowie umgesetzte Maßnahmen zu stärken,
  • die Sensibilisierung vulnerabler Bevölkerung durch eine wirksame  Risikokommunikation zu erhöhen,
  • Austauschmöglichkeiten und Transferpotenziale innerhalb von Städten sowie zwischen Städten besser nutzbar zu machen sowie
  • den Stand der urbanen Klimaanpassung in Deutschland sowie fördernde und hemmende Faktoren urbaner Klimaanpassung besser zu verstehen.

Projektphasen

Das ExTrass-Projekt umfasst drei Phasen: In der einjährigen Definitionsphase ab April 2017 wurde das Forschungsprogramm zwischen Wissenschaft und Praxis abgestimmt, Ergebnis ist ein 102-seitiger Abschlussbericht. Die anschließende Forschungs- und Entwicklungsphase belief sich auf gut drei Jahre und wurde neben einem Abschlussbericht auch mit einem Projekt-Poster sowie einem Flyer dokumentiert. In der aktuellen, dritten Phase sollen die Erkenntnisse und Strategien bis Ende 2023 verstetigt werden.

Analyse und Stärkung der Klimaanpassung

Eine deutschlandweite Bestandsaufnahme städtischer Klimaanpassungspläne liefert einen Überblick über laufende und geplante Anpassungsmaßnahmen. Besonders erfolgreiche Maßnahmen werden als Anregung für zahlreiche Kommunen in einer Ideensammlung zusammengestellt. Der Überblick erlaubt zudem, die entscheidenden Rahmenbedingungen dafür zu identifizieren, wie aktiv Städte in Sachen Klimaanpassung sind. Typische hemmende und begünstigende Faktoren, erfolgreiche Lösungen, aber auch Sackgassen der Klimaanpassung liefert die detaillierte Analyse einer Auswahl von rund 15 Städten.

In den drei Städten arbeiten Stadtverwaltungen, Akteure des Katastrophenschutzes, Zivilgesellschaft und Wissenschaft eng zusammen, um die Anpassung an den Klimawandel zu stärken. Konkret geht es darum, Begrünungsmaßnahmen zu unterstützen, die Klimaanpassung stärker in die Stadtplanung zu integrieren, Daten und Wissen zum Stadtklima zu ergänzen, Auswirkungen und Wahrnehmungen von Hitze und Starkregen zu analysieren, die Bevölkerung zu informieren und angepasstes Verhalten bei Extremereignissen zu stärken sowie Notfallpläne und Risikokommunikation zu verbessern.

Transfer und Verstetigung der Ergebnisse

Die Erkenntnisse werden über die Fallstudienstädte hinaus mit weiteren Groß- und Mittelstädten diskutiert. Im Fokus steht dabei das Lernen voneinander und der Transfer getesteter Maßnahmen und erfolgreicher Ideen zwischen Städten. Erarbeitete Handlungsempfehlungen sollen die kommunale Klimaanpassung stärken und die Arbeit von Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden bundesweit unterstützen. Sie richten sich zudem an Städteverbände und -netzwerke sowie an die Bundesländer und die Bundesebene.

Im Mittelpunkt der Verstetigungsphase stehen nun:

  • die Entwicklung eines Resilienz-Tools für Kommunen,
  • die Umsetzung konkreter Maßnahmen in den drei Projektstädten,
  • eine Verbesserung der Risikokommunikation
  • und die Analyse zum Stand urbaner Klimaanpassung in Deutschland.

Resilienz-Tool und konkrete Maßnahmen

Das geplante webbasierte Resilienz-Tool soll künftig Stadtverwaltungen ermöglichen, eigenständig und kostenfrei ihre Resilienz anhand von Indikatoren zu bewerten. Auf der Grundlage der Bewertung können Stadtverwaltungen passgenaue Maßnahmen aus einer Datenbank auswählen und damit Aktionspläne erstellen. Auch bei der Umsetzung und Evaluation begleitet sie das Tool (siehe Abbildung rechts). Während der Entwicklungsphase können kommunale Vertreter:innen im Rahmen von Workshops ihre Ideen einbringen und das Tool testen. Wenn Ihre Stadt daran mitwirken möchte, schreiben Sie gern eine E-Mail an .

In den drei Projektstädten – Potsdam, Remscheid und Würzburg – arbeiten zahlreiche Personen zusammen, um die Anpassung an den Klimawandel zu stärken. Konkret geht es um folgende Aspekte:

  • Potsdam: Konzepterstellung zur Hitzevorsorge und Begleitung der klimaangepassten Quartiersentwicklung im Stadtteil Schlaatz
  • Remscheid: Erstellung eines Handlungsprogramms für grün-blaue Infrastruktur und Begrünung einer Fassade
  • Würzburg: Konzepterstellung zur Verschattung und Umsetzen einer hitzemindernden Maßnahme

In allen drei Städten wird zudem ein Planspiel u.a. mit den Feuerwehren durchgeführt, um die kommunale Notfallplanung zu verbessern. In einem Projektfilm können Sie die Fallstudienstädte Potsdam, Remscheid und Würzburg anhand der vor Ort umgesetzten Klimaanpassungsmaßnahmen kennenlernen:

Im Projektfilm können Sie die Fallstudienstädte Potsdam, Remscheid und Würzburg anhand der vor Ort umgesetzten Klimaanpassungsmaßnahmen kennenlernen.

Verbesserung der Risikokommunikation

In der vorangegangenen Projektphase 2018 bis 2021 wurden bereits verschiedene Materialien zur Risikokommunikation für soziale Einrichtungen und Kommunen entwickelt und zum Teil evaluiert. Diese werden in der Verstetigungsphase von der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. durch weitere Angebote wie z.B. eine Hitze-Fortbildung (online) ergänzt. Der Fokus liegt dabei auf einer besonders vulnerablen Gruppe: allein lebende, ältere Menschen, die persönlich und über andere Kommunikationswege nur schwer erreicht werden können. Im Projekt werden Wege getestet und Strategien erarbeitet, über welche Multiplikatoren diese Menschen wirksam erreicht und während einer Hitzewelle unterstützt werden können.

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