Soll die Bauwende hin zu nachhaltigen Bauweisen und komplexen Sanierungsaufgaben gelingen, müssen entsprechendes Wissen und Know-how in den Köpfen verankert werden. Damit dies nicht erst im Berufsalltag und “nebenher” passieren muss, ist es zwingend empfehlenswert, dies bereits im Studium zu vermitteln. Zu genau diesem Thema lud der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) zu einem Dialog im Deutschen Architektur Zentrum (DAZ) in Berlin ein. Competitionline berichtet.
Absolventensicht
Absolvierende fordern verpflichtende Bestandsprojekte bereits in der Lehre, die Würdigung innovativer Ideen bei konventionellen Planungsaufgaben und vor allem auch die Stärkung der Soft-Skills bereits im Studium. Eine fundierte Beratung setzt auch voraus, das erlangte Wissen zielgenau zu vermitteln, Vorteile und Nachteile zu kennen und passgenaue Empfehlungen auszusprechen. Weiterhin ist es auch häufig erforderlich, Bauherren gezielt in das Thema Nachhaltigkeit einzuführen, ohne eine pauschale Abwehrhaltung hervorzurufen. Stichhaltige Argumente und Rahmendaten sind dafür in jedem Falle hilfreich, um die Verhandlungsposition im Sinne der Nachhaltigkeit zu festigen.
Des Weiteren wird der sogenannte “KnowledgeGap”, also der Unterschied zwischen technischen Möglichkeiten und Lehrwissen, thematisiert. Der Fokus liegt weiterhin auf altbewährten Baustoffen und -techniken und die Verzahnung zwischen Bau, Umwelt und Gesellschaft findet nur am Rande statt, obwohl dieses Wissen für eine integrative Planung essentiell ist.
Perspektive der Lehrenden
Stephan Birk, Professor für Architektur und Holzbau an der TU München, identifiziert vier Schlüssel. Darunter fallen auch das Verständnis der Nachhaltigkeit als Querschnittsthema und die Vermittlung von Methodenkompetenz für die Transformation. Allerdings herrscht im Lehrkörper keine Einigkeit über den Umfang der Neuerungen. Das Spannungsfeld baut sich hier im Wesentlichen zwischen Verfestigung der Grundlagen und dem Neuansatz bei den Lehrinhalten und bei der Vermittlung des Lehrstoffes. Zum einen ist eine solide Grundlage wichtig, um im Berufsleben Orientierung zu finden und Wissen einzuordnen, dazu gehören auch Themen des nachhaltigen Bauens. Zum Anderen darf die Wissensvermittlung in den kurzen Studiendauern keine Dauerüberforderung erzeugen.
Um Nachhaltigkeit als Querschnittsthema zu begreifen, muss auch die Lehre stärker über alle Lehrstühle hinweg zusammenarbeiten und beispielsweise lehrstuhlübergreifende Belege anbieten. Weiterhin sollte dies auch starkem Einfluss aus aktueller Forschung und Praxis unterliegen, um kein veraltetes Wissen zu vermitteln. Zweifel gibt es daraufhin an der Leist- und Umsetzbarkeit mit den derzeitigen Rahmenbedingungen.