Swim-Win-Situation: Rechenzentren heizen Schwimmbäder

CEO Mark Bjornsgaard im Hallenbad von Devon. Grafik: Deep Green
CEO Mark Bjornsgaard im Hallenbad von Devon. Grafik: Deep Green

Einen “digitalen Heizkessel” hat das Jungunternehmen Deep Green Energy entwickelt. Zum Einsatz kommt dieser im Hallenbad von Devon in Großbritannien. Es ist das weltweit erste, das mit Abwärme aus einem Rechenzentrum beheizt wird. Das Konzept ähnelt dem des Dresdner Unternehmens Cloud & Heat, das ebenfalls die Abwärme von Servern nutzt, in diesem Fall allerdings zum Beheizen von Wohnungen. Dabei nutzt das Prinzip beiden Seiten. Ähnlich wie bei der Nutzung industrieller Abwärme als Co-Produkt zur Nutzung als Heizenergie kann dies auch für Rechenzentren geschehen. Ein Großteil der eingesetzten Energie zum Betrieb eines Rechenzentrums wird in Wärme umgesetzt, welche dann das sogenannte Co-Produkt zur gewünschten Rechenleistung darstellt. Diese Heizwärme kann genutzt werden und erspart gleichzeitig dem Betreiber des Rechenzentrums den Einsatz aufwendiger Anlagentechnik und den Einsatz von weiterer Energie zur Kühlung des Rechenzentrums.

Thermoöl führt Abwärme ab

Herzstück der Anlage ist ein kleines Rechenzentrum in der Nähe des Bades, das der Stadt gehört. Die Wärme, die es produziert, wird von einem Thermoöl-Kreislauf aufgefangen und zu einem Wärmetauscher im Hallenbad befördert. Hier gibt er seine Energie an Wasser ab, das dem Schwimmbecken kontinuierlich entnommen und zurückgeführt wird, wenn es erwärmt worden ist.

Nach Angaben von Deep Green können für ein durchschnittliches Schwimmbecken über 20.000 £ und 25 Tonnen CO₂ eingespart werden. Grafik: Deep Green
Nach Angaben von Deep Green können für ein durchschnittliches Schwimmbecken über 20.000 £ und 25 Tonnen CO₂ eingespart werden. Grafik: Deep Green

Allein in Großbritannien mussten seit 2019 fast 70 Hallenbäder schließen, weil die Betreiber, meist Kommunen, die Energiekosten nicht mehr tragen konnten. Der digitale Heizkessel liefert, abgesehen von der Anfangsinvestition in den Thermoöl-Kreislauf und den Stromkosten für die Umwälzpumpe, kostenlose Wärme. So könnten viele Schwimmbäder, auch außerhalb von Großbritannien, wo die Lage nicht weniger dramatisch ist, gerettet werden.

Profitabel für beide Seiten

“Rechenzentren haben ein großes Problem mit der Wärmeentwicklung der Prozessoren. Ein Großteil der Kosten eines Rechenzentrums wird durch die Abfuhr der Abfallwärme verursacht. Wir bringen sie stattdessen dorthin, wo sie nützlich ist”, so Deep-Green-Energy-Gründer Mark Bjornsgaard.

“Ohne die Wärme aus dem Rechenzentrum wären die Energiekosten in diesem Jahr um umgerechnet 114.000 Euro gestiegen”, sagt Hallenbadleiter Sean Day. Mittlerweile haben neun weitere Schwimmbadbetreiber Interesse an digitalen Heizkesseln bekundet, um ihre Einrichtung zu retten. In Europa stehen die meisten Rechenzentren im Raum London und im Rhein-Main-Gebiet. Viele davon gehören Banken, die einen gewaltigen Bedarf an Rechenleistung haben. Bisher wird deren Abwärme nur teilweise genutzt, um anderweitig Heizenergie zu sparen.

Quelle: Pressetext

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