Zahlreiche EU-Auflagen sorgen dafür, dass Wohnungen und Gewerbeeinheiten in Zukunft nachhaltiger und energiesparender werden. Das ist ein entscheidender und wichtiger Schritt in Richtung Klimaschutz. Diese Auflagen stellen die Immobilienwirtschaft jedoch vor zusätzliche Herausforderungen in einer aktuell ohnehin schon angespannten Situation. Die Probleme sind vielschichtig. Erforderliche Materialien sind zum Teil schwer zu bekommen und oft preisintensiv. Und auch die öffentliche Verwaltung muss enger in die Planung neuer Projekte mit einbezogen werden, beispielsweise bei Themen wie der Erweiterung des ÖPNV oder der Bereitstellung von Bauland mit guter Infrastrukturanbindung. Um Lösungen für die Branche und mit der Branche zu entwickeln, hat der BFW Landesverband Berlin/Brandenburg die Gründung eines Arbeitskreises Nachhaltigkeit bekannt gegeben und kümmert sich dort um nachhaltiges Bauen und Verwalten, weit über den Klimaschutz hinaus.
„Bauen ist heutzutage viel mehr als das Planen und Errichten von Häusern. Und auch bei der Bewirtschaftung, Modernisierung und Optimierung von bestehenden Gebäuden gewinnt die Berücksichtigung ökologisch und sozial nachhaltiger Aspekte zunehmend an Bedeutung. Es gibt eine Vielzahl von Anforderungen, mit denen sich die Unternehmen konfrontiert sehen. Und glücklicherweise nehmen die Mitglieder des BFW diese Herausforderungen nicht nur ernst, sie suchen sogar gemeinsam nach der optimalen Lösung“, erklärt Luana Cortis, Leiterin des Arbeitskreises Nachhaltigkeit im BFW und geschäftsführende
Gesellschafterin der KVL Projektentwicklung Plus.
Unbestritten bleibt, dass auf lange Sicht vor allem die Bestandsimmobilien einen entscheidenden Einfluss auf die CO₂-Bilanz der Branche haben werden. Der Bereich Neubau, vor allem mit Sicht auf die bislang niedrigen Fertigstellungszahlen, hat nur geringe Bedeutung in diesem Bereich.
Veränderungen durch ESG und EU-Taxonomie
Der Branche stehen in den nächsten Jahren großen Veränderungen bevor. Dazu zählt vor allem die Taxonomie zur Beurteilung nachhaltigen Wirtschaftens vonseiten der EU. Diese soll dafür sorgen, dass Finanzdienstleister und andere Marktteilnehmer bei ihren Strategien Nachhaltigkeitsthemen mitberücksichtigen. Bislang trifft dies allerdings nur Unternehmen einer bestimmten Größenordnung. Das wird sich voraussichtlich 2024 mit dem Inkrafttreten weiterer EU-Vorschriften ändern. Dann fallen allein in Deutschland bis zu 12.000 Unternehmen unter diese Bestimmungen und müssen ihre Taxonomiequoten offenlegen.
Nachhaltigkeit hört aber nicht beim Einsparen von Energie und CO₂ auf, Nachhaltigkeit hat auch viele soziale Aspekte, denen sich die Branche bereits widmet, auch wenn der EU-Taxonomiekatalog mit sozialen Kriterien noch gar nicht vorliegt. Die ganze Spannweite von ESG (Environmental Social Governance) fließt längst in die Planung neuer Projekte ein.
Damit wird Bauen noch einmal deutlich anspruchsvoller und somit teurer. Ein Umstand, dessen sich die BFW-Mitglieder wohl bewusst sind. Durch gemeinsames Planen und Handeln wollen die betroffenen Unternehmen die Folgen, die sich natürlich auch in den Mieten niederschlagen müssen, abdämpfen und so für eine Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz sorgen.
Mit dem Herzen dabei
Dass solche Themen mit entsprechender Voraussicht umsetzbar sind, zeigen Projekte wie das von KW Development umgesetzte Quartier in Beelitz-Heilstätten. Hier wurde von Beginn an nicht nur auf Umweltverträglichkeit geachtet, sondern vor allem auch sozial nachhaltig geplant. Kitas und Schulen mischen sich hier mit Einrichtungen für betreutes Wohnen und Arbeitsmöglichkeiten in Laufweite der Wohnung. Gleichzeitig ergänzt sich hier exklusiver Wohnraum mit gefördertem, sodass eine soziale Mischung entsteht, die dem Kiez auch in Zukunft guttun wird.
Ähnlich verhält es sich mit dem Food Campus Berlin, der von der Artprojekt Real Estate GmbH geplant und umgesetzt wird. Auf 40.000 m² Geschossfläche entsteht ein Innovations- und Branchenzentrum für die Zukunft der Ernährung und Planetary Health mit Büroflächen, teils gläserner Produktion, Laboren, R&D-Abteilungen sowie Versuchsküchen, ergänzt durch Community-Areas und eine Kantine nach neuesten Innovations- und Ernährungsstandards. Für das Gebäude wird die LEED-Platin-Zertifizierung angestrebt. Damit einhergehend werden Installationen für regenerative Energiegewinnung wie z. B. über 150 Erdwärme-Sonden realisiert.
Quelle: BFW Berlin/Brandeburg