Bestandserhalt im Fokus der Nominierten beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur

Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur | Bildquelle: DGNB
Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur | Bildquelle: DGNB

Neun Projekte wurden von der Fachjury für den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur nominiert. Die vielfältige Auswahl legt den Fokus auf Klima- und Ressourcenschutz sowie die Bewahrung der Biodiversität. Dies gelingt den Nominierten vor allem mittels Reduktion von CO2-Emissionen durch den Erhalt von Bestandsbauten sowie andere Bauweisen im Neubau. 2023 wird die renommierte Auszeichnung zum elften Mal gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des 16. Deutschen Nachhaltigkeitstages am 24. November 2023 in Düsseldorf.

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Dieser Beitrag ist Teil unseres Themen-Spezials zum Immobiliensymposium Dresden am 26. September 2023
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„Die große Anzahl an Bewerbungen für den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur zeigt, dass das nachhaltige Bauen bei Planenden und Bauherrinnen sowie Bauherren angekommen ist“, sagt DGNB Präsident und Juryvorsitzender Prof. Amandus Samsøe Sattler. „Ich freue mich, dass zahlreiche Nominierte Antworten auf die größte Aufgabe unserer Branche liefern, indem sie zeigen, wie wir unseren Bestand auf vielseitige Weise erhalten können, anstatt ihn voreilig abzureißen. Darüber hinaus treffen viele der ausgewählten Projekte eine vorbildhafte Materialwahl im Sinne des zirkulären, rückbaufreundlichen Bauens und legen das Potenzial natürlicher, CO2-reduzierter Materialien offen.“

Beispielgebende Nominierungen für eine neue Umbaukultur

Mit dem Erhalt von Bestandsbauten beschäftigten sich gleich vier der nominierten Projekte. Ganz im Sinne einer zeitgemäßen neuen Umbaukultur steht die U-förmige, ehemalige Distributionshalle amerikanischer Streitkräfte in Mannheim, die für die Bundesgartenschau (BUGA) 2023 zu einem charaktervollen Funktionsbau für Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Gastronomieflächen umgebaut wurde. Überzeugend und mit hohem ästhetischen Anspruch wurde der Bestand in die Zukunft überführt und ein Neubau für die Nutzung im Rahmen der BUGA-Ausstellung vermieden.

In München-Schwabing wurde ein viergeschossiges, ausgedientes Verwaltungsgebäude zur neuen Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins ressourcenschonend revitalisiert und aufgestockt. Mit einem Lowtech-Klimakonzept sowie der sinnvollen Verwendung von Holz zur Aufstockung und für die Fassade setzt der Verein ein klares Zeichen für den Bestandserhalt und das Weiterbauen in einem von Neubauten dominierten Umfeld.

Das Sanierungs- und Erweiterungsprojekt der Wilhelm-Arnoul-Schule in Mörfelden-Walldorf überzeugte die Jury durch den verantwortungsbewussten Umgang mit der Planungs- und Bauaufgabe, einen beispielhaften Ort zum Lernen und Lehren zu schaffen. Neben dem Bestandserhalt und der konsequenten Berücksichtigung der Aspekte Wiederverwendbarkeit sowie Rückbaubarkeit wurde die Schulgemeinde in einem partizipativen Prozess mit einbezogen.

Ebenfalls nominiert wurde das Congress Center Hamburg. Die grundlegende Modernisierung, Neustrukturierung sowie Erweiterung um einen repräsentativen Eingangsbereich diente dem Ziel, die Anzahl der Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer langfristig steigern zu können. Die Jury lobt die gekonnte Transformation des 70er-Jahre-Baus in einen modernen und zeitgemäßen Veranstaltungsort.

Klimaschutz, Ressourcenschonung und Biodiversitätserhalt im Fokus

Die fünf weiteren Projekte erreichten eine Nominierung vor allem dadurch, dass sie Klima- und Ressourcenschutz sowie den Erhalt der Biodiversität in den Mittelpunkt der Neubauplanung rückten. Angesiedelt im sozial-ökologischen Modellquartier Ellener Hof in Bremen-Osterholz überzeugte die Jury ein Gebäudeensemble für soziales Wohnen mit Kindertagesstätte. Die beiden fünf- beziehungsweise zweigeschossigen Gebäude wurden mit einem hohen Interesse an Kreislauffähigkeit umgesetzt – gekennzeichnet durch die CO2-neutrale Bauweise mit Lowtech-Klimakonzept, eine geplante Nutzungsdauer von über 100 Jahren sowie die Rückbaubarkeit.

In Frankfurt am Main wurde mit dem Gymnasium Frankfurt-Nord Europas derzeit größte Schule in modularer Holz-Hybrid-Bauweise errichtet. Als beispielhaft sieht die Jury die flexible und zirkuläre Bauweise der „Wanderschule“, die nach Auszug des Gymnasiums als Ausweichquartier für andere Schulen dienen soll. Das Konzept liefert damit eine Antwort auf die Herausforderung vieler Städte, in den nächsten Jahren Schülerinnen und Schülern in ausreichendem Maße Räume und Chancen für eine gute Entwicklung zu bieten.

Mit dem Wohn- und Geschäftshaus „Buggi 52“ in Freiburg wurde ein siebengeschossiges Projekt nominiert, das vorbildhaft aufzeigt, wie kostengünstiger und sozial ausgewogener Wohnraum mit einer ressourcenschonenden Bauweise kombiniert werden kann. Die Jury lobt den Holzbau mit Nutzungsmix und hochwertigen Räumen bei geringem Materialeinsatz als beispielhaften Neubau mit hohem Anteil nachwachsender, CO2-speichernder Baustoffe.

Ein vorbildhafter Umgang mit dem Baustoff Holz wird auch dem nominierten Ausstellungsbau Kunstraum Kassel zugeschrieben. Das zurückhaltende Gebäude ist einfach zu montieren und rückbaufreundlich. Überzeugend fand die Jury darüber hinaus das Zusammenspiel aus hoher Architekturqualität, Funktionalität, Einbindung in den denkmalgeschützten Bestand und einfacher, aber hochwertiger Konstruktion mit einem nachhaltigen Lowtech-Konzept.

Die neu errichtete Firmenzentrale und Betriebsstätte des Familienunternehmens Hald & Grunewald in Rottenburg-Ergenzingen in Holz-Beton-Hybridbauweise wurde auf drei Geschossen als „Holzhut“ flächensparend in einem kompakten Bauvolumen umgesetzt. Die Jury würdigt den hohen Standard hinsichtlich Emissions- und Ressourceneffizienz dieses Neubaus, der bei vergleichbaren Bauaufgaben viel zu oft fehlt.

Fachjury bestimmt auch Finalisten und Siegerprojekt

Ermittelt wurden die Nominierten von einer neu zusammengesetzten, hochkarätigen Fachjury mit Expertinnen und Experten aus Architektur, Bauen und Gesellschaft. Dieses von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis und der DGNB ernannte Preisgremium wählt auch die Finalisten sowie das Gewinnerprojekt aus, das bei der Preisverleihung beim 16. Deutschen Nachhaltigkeitstag am 24. November 2023 in Düsseldorf bekanntgegeben wird.

Weitere Informationen sowie alle Jurybegründungen im Detail gibt es unter www.nachhaltigkeitspreis.de/wettbewerbe/architektur und www.dgnb.de/dnp-architektur.

Die diesjährigen Jurymitglieder sind:

  • Sabine Djahanschah, Deutsche Bundesstiftung Umwelt
  • Martin Haas, haas.cook.zemmrich – STUDIO 2050
  • Prof. Thorsten Helbig, knippershelbig GmbH
  • Prof. Fabienne Hoelzel, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
  • Markus Lehrmann, Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
  • Reiner Nagel, Bundesstiftung Baukultur
  • Prof. Dr.-Ing. Anja Rosen, Bergische Universität Wuppertal
  • Prof. Matthias Rudolph, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
  • Prof. Amandus Samsøe Sattler, ensømble studio architektur Berlin
  • Beatrice Soltys, Baubürgermeisterin Stadt Fellbach
  • Stephan Weber, Architektenkammer Baden-Württemberg

Die Nominierten in der Übersicht:

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