Der Magistrat der Stadt Frankfurt hat in seiner Sitzung am Freitag, 19. Januar, eine klimagerechte Sanierung der Schirn Kunsthalle Frankfurt ab 2025 beschlossen. Das Projekt soll ein Vorbild für die Sanierung und Anpassung von ensemblegeschützten Bauten im Innenstadtbereich sein. Die von Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig und der Dezernentin für Bildung, Immobilien und Neues Bauen Sylvia Weber gemeinsam eingebrachte Bau- und Finanzierungsvorlage wird nun der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt.
Optimale Verbindung von Denkmalschutz und Klimaschutz
Mit der notwendigen Sanierung werde eine „optimale Verbindung von Denkmalschutz und Klimaschutz angestrebt, die weit über eine technische Verbesserung des Hauses hinausgeht“, sagt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Hartwig. Sie sei das Resultat zahlreicher Untersuchungen in den vergangenen Jahren. „Die Schirn Kunsthalle Frankfurt prägt seit 1986 unsere Innenstadt. Mit hervorragenden Ausstellungen und zeitgenössischen Perspektiven auf Kunst und Gesellschaft begeistert die international renommierte Kunsthalle ein großes Publikum. Die zukunftsweisende Sanierung bietet uns nicht nur die Chance, das Gebäude und damit auch Struktur des erfolgreichen Ausstellungsbetriebs für die kommenden Jahre auf der Höhe der Zeit weiterzuentwickeln, sondern gleichzeitig mit einem wegweisenden Projekt die klimaschutzpolitischen Ziele der Stadt Frankfurt zu unterstützen. Ein energetisches Leuchtturmprojekt, von dem unsere Stadtgesellschaft profitieren wird“, fährt Hartwig fort.
Im Mittelpunkt der anstehenden Sanierung steht vor allem die energetische Optimierung der gesamten Gebäudehülle im Einklang mit dem Denkmalschutz sowie die Ertüchtigung des Brandschutzes. Die Sandsteinfassade des Hauses hat unter den klimatischen Belastungen in den vergangenen Jahrzehnten stark gelitten und muss erneuert werden. Sie wird optimal gedämmt und das Haus erhält neue dauerhafte Sandsteinplatten. Im Zuge der energetischen Ertüchtigung werden außerdem die Fenster ausgetauscht und von einer Zweifach- auf eine zeitgemäße Dreifachverglasung umgestellt. Dabei werden nicht nur die Fenster selbst, sondern auch der Sonnenschutz für alle Glasflächen verbessert, um starker Hitzeentwicklung entgegenzuwirken und die Kunst zu schützen. Das Glasdach über dem Ausstellungsbereich wird durch Solarpaneele mit Dämmwirkung ersetzt, deren gewonnene Energie in die Versorgung des Hauses eingespeist wird.
Spagat gelungen, Gesamtkosten rund 35,6 Millionen Euro
Ein Begrünungskonzept sieht die Bepflanzung einzelner Dächer des Gebäudes und von Teilen der Fassade vor. Damit trägt die Kunsthalle künftig zu einer erheblichen Verbesserung des innerstädtischen Klimas bei und hilft, Wärmeinseln in der Innenstadt zu reduzieren. Für die Dezernentin für Bildung, Immobilien und Neues Bauen steht fest: „Das erarbeitete Konzept ist mit Blick auf den zu meisternden Spagat zwischen Erhalt des ursprünglichen Gebäudegedankens, der gleichzeitigen Modernisierung sowie den angestrebten energetischen Zielvorstellungen außerordentlich gut gelungen.“ Kalkuliert wird mit Gesamtkosten von rund 35,6 Millionen Euro.
Mit dieser baulichen Maßnahme setzt die Schirn Kunsthalle Frankfurt ihren Weg fort, das Gebäude für die kommenden Jahrzehnte klimagerecht zu ertüchtigen. So wurde das Gebäude punktuell modernisiert, indem 2018 bereits die Klimatechnik erneuert und die Beleuchtung auf LEDs umgestellt wurden. Wesentlich für die technische Ertüchtigung sind auch die steigenden Anforderungen der internationalen Leihgeber und Versicherungen hinsichtlich Klimatisierung, Beleuchtung und Sicherheit, die durch das Haus erfüllt werden müssen. Denn die Schirn bot in den knapp 40 Jahren ihres Bestehens über 270 Ausstellungen zu zeitgenössischen Positionen sowie zur Kunst der Moderne, die mit hochkarätigen Leihgaben zusammengestellt werden, und insgesamt bereits über zehn Millionen Besucher begrüßen konnten.
Ausstellungsangebot während der Sanierung in Stadtraum und online erweitert
Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle, sagt: „Als eines der renommiertesten Ausstellungshäuser in Europa sind für die Schirn auch Klimaschutz und die Einsparung von Energie und Ressourcen drängende Themen, denen wir uns seit einigen Jahren mit Nachdruck annehmen. Für unsere innovative inhaltliche Arbeit ist eine zeitgemäße, klimagerechte Sanierung des Gebäudes fundamental und wir sind glücklich, dass diese nun beginnen kann. Für die Phase der Sanierung ist ein attraktives Ausstellungs- und Vermittlungsangebot in Vorbereitung – noch mehr als sonst werden wir unseren Ausstellungsraum an alternative Spielstätten im Stadtraum sowie ins Digitale erweitern können – und so auch neue Besuchergruppen ansprechen.“
Das Bauwerk mit seiner einzigartigen Kubatur und Natursteinfassade bildet das Rückgrat der Wechselbeziehung zwischen den unterschiedlichen Baukörpern und Zeitschichten zwischen dem Römer und dem Dom. Es erstreckt sich auf 150 Metern entlang der Bendergasse und wird durch die öffentlich zugängliche Rotunde geteilt.
Für die Sanierung wird das Kulturamt baulich durch das Amt für Bau und Immobilien unterstützt. Dabei wird jeder Schritt eng mit dem Denkmalamt abgestimmt. Geplant ist, dass die Schirn nach einer Interimsphase mit Kunst- und Ausstellungsprojekten an anderen Orten im Stadtraum ab dem Frühjahr 2027 wieder am Römerberg in neuem energetischen Gewand zu hochkarätigen Ausstellungen einlädt. Für die Weiterführung des Betriebs der Musikschule, deren Zentrale ebenfalls in der Schirn beheimatet ist, wird derzeit noch ein Auslagerungsstandort gesucht.