Mit der Projektidee „Baukultur und klimagerechte Architektur in Dresden – Gebäudewissen kartieren, erforschen und vermitteln“ gehört das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) gemeinsam mit Partnern zu den Gewinnern im „Ideensprint“, dem Finale des Citizen-Science-Wettbewerbs „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“. Mit 50.000 Euro Förderung können sie nun bis Herbst 2023 das Projekt gemeinsam mit Bürger*innen umsetzen.
Wissen der Dresdner:innen zusammenführen und nutzbar machen
Das IÖR hatte die Projektidee „Baukultur und klimagerechte Architektur in Dresden“ gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA), der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) mit ihrem Regionalportal Saxorum sowie mit dem Zentrum für Baukultur Sachsen (ZfBK) zum Citizen-Science-Wettbewerb „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“ eingereicht und gewonnen. Im geplanten Citizen-Science-Projekt wird es darum gehen, das Wissen der Dresdner:innen über die vielfältigen Gebäude der Stadt in einer digitalen Karte zusammenzuführen und so sichtbar und nutzbar zu machen. Je mehr Informationen auf der Online-Plattform mit dem Namen „Colouring Dresden“ zusammenkommen, umso bunter wird der interaktive Stadtplan von Dresden. Die gesammelten Informationen helfen dabei, eine enorme Wissenslücke zu schließen. Wie alt sind Gebäude, welche Materialien sind verbaut, wie werden die Bauten genutzt und sind sie bereits energetisch saniert? Der entstehende Datenschatz soll helfen, die Baukultur in Dresden zu erhalten, den Gebäudebestand ressourcen- und klimaschonend weiterzuentwickeln und zum Wohlbefinden der Dresdner*innen beizutragen.
Schwerpunkt auf der Resilienz von Gebäuden
Gemeinsam mit den Bürger:innen wurden bereits Forschungsfragen gefunden und priorisiert. Neben allgemeinen Basismerkmalen (Gebäudealter, Baustruktur, Materialität, Nutzung, …) soll der Schwerpunkt auf der Resilienz von Gebäuden bezüglich Hochwasser-/ Starkregenereignissen oder der Hitzebelastung liegen. Unter Berücksichtigung der Anforderungen des Denkmalschutzes kann unter anderem das Potenzial für bauliche Klimaanpassungsmaßnahmen aufgezeigt werden. Für diese Themen im Kontext von Gebäuden werden eine passende Gebäudetypologie sowie geeignete Gebäudemerkmale und deren Erfassungsmethoden definiert. Mit dem Aufbau einer digitalen Plattform, die dieses Wissen zu Gebäuden zusammenführt, können Möglichkeiten für zukünftige Entwicklung reflektiert, visualisiert, diskutiert und bewertet werden. Die interaktiven thematischen Karten der Plattform visualisieren den Stand der Erfassung: je bunter die Karten, desto mehr Gebäudemerkmalen wurden bereits erfasst.
Gemeinsam mit den Partner:innen sind unter anderem Aktionen zur Vermittlung von Gebäudewissen und deren Erkennung in der Stadt geplant (Stadtspaziergänge, Vortragsreihe am ZfBK, digitaler monatlicher Stammtisch, Mapathons, Schulaktionen am DLR_School_Lab uvm.). Der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung bezüglicher der technischen Umsetzung erfolgt durch regelmäßige Treffen oder Hackathons. Eine nachhaltige digitale Infrastruktur gewährleistet die offene Bereitstellung der projektbezogenen Dokumente (der Quellcode der Plattform, Workshop-Dokumentationen, die erfassten Daten, etc.). So sollen durch das Projekt geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Citizen Science in Dresden nachhaltig ermöglichen zu können. Das Projekt ist international in das Forschungsnetzwerk Colouring Cities Research Programme (CCRP) eingebettet.
Projektziele
- Aufbau eines Akteur:innennetzwerks und einer digitalen Infrastruktur, um ein Anknüpfen externer Citizen-Science-Aktivitäten zu ermöglichen, die über die geplanten Projektaktivitäten hinausgehen.
- Weiterentwicklung der Colouring Dresden-Plattform, um diese nutzbar für gebäudetypologische Forschungsansätze mit Fokus auf Umweltrisiken (Hitze, Starkregen) zu machen.
- Durchführung und Testen der Citizen-Science-Aktionen mit dem Ziel, verschiedene Zielgruppen zum “Mitforschen” zu animieren. Evaluierung der Aktionen.
- Wissenstransfer zu den Themenspektren Baukultur und klimagerechte Architektur, um die Bürger*innen zu sensibilisieren und Einblicke in wissenschaftliche Forschungsmethoden zu geben.
- Maßnahmen für die nachhaltige Verankerung und Verstetigung der Plattform sowie des Netzwerkes aus interessierten Anwender*innen in Dresden
Hohes Potenzial für einen gesellschaftlichen Impact
Im Finale des Citizen-Science-Wettbewerbs „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“, dem „Ideensprint“, traten insgesamt fünf Vorhaben gegeneinander an. Bis Ende September 2022 hatten die Teams Zeit, ihre Projektskizze zu einem Konzept weiterzuentwickeln. Eine Wettbewerbsjury bewertete die Einreichungen. Ausschlaggebend für die Wahl der Preisträger:innen waren darüber hinaus Publikumspunkte, die die Vorhaben per Online-Abstimmung gesammelt hatten. Die Jury würdigte das Konzept „Baukultur und klimagerechte Architektur in Dresden – Gebäudewissen kartieren, erforschen und vermitteln“ als sehr facettenreich und eindrucksvoll. Als besonders positiv bewerteten die Jury-Mitglieder unter anderem die alltagsnahe Fragestellung und die Relevanz des Untersuchungsgegenstands, die Vielzahl der eingebundenen Akteur:innen und Unterstützer:innen des Projektes sowie die geplanten ko-kreativen Prozesse. Die Jury bescheinigt dem Projekt ein hohes Potenzial für einen gesellschaftlichen Impact und schätzt den hohen Grad an Open Science/Open Source wert, der einen möglichen Transfer für andere Städte eröffne.
Update: Launch am 6. März 2023
Am 6.3. ist es soweit – die Plattform “Colouring Dresden” wird gestartet. Zwischen 16 und 20 Uhr können sich Interessierte im Kulturpalast über das Projekt und die Plattform informieren, sich mit anderen Citizen Scientists austauschen und beim Launch der Plattform dabei sein. Die Teilnahme ist kostenfrei. Hier geht’s zum Programm.