Zwei Drittel der Weltbevölkerung leben in Städten. Die Urbanisierung macht ein Umdenken von linearen Systemen hin zu zirkulären Systemen in der Bauwirtschaft notwendig. Berechnungen von Expert:innen zeigen, dass die Städte der Zukunft mit einer zirkulären Stadtplanung bis zu 75 Prozent ihres gesamten Energiebedarfs einsparen und die Kohlenstoffemissionen im Vergleich zu heute um 97 Prozent reduzieren können. Im Urban Insight Bericht stellen sie fünf Grundsätze und 15 Maßnahmen vor, wie eine Stadt mit 90.000 Einwohnern zum Vorreiter der Kreislaufwirtschaft werden kann.
Urban Insight Bericht “Circular Cities”
Angesichts der in weiten Teilen der Welt massiv steigenden Energiekosten, rücken Energiesparmaßnahmen immer mehr in den Vordergrund. Ein Schwerpunkt, der großen Einfluss haben kann, ist der Wechsel auf kreislaufbasierte Systeme. Im Rahmen des Projekts AIFOOD (AI for a sustainable food chain from farm to fork) haben Expert:innen von Sweco und Swegreen für den Urban Insight Bericht „Circular Cities“ Szenarioberechnungen über den Wert einer zirkulären Stadtplanung in den Bereichen Energieeffizienz und nachhaltige Mobilität durchgeführt. Diesen Berechnungen zufolge wird der Gesamtenergiebedarf pro Quadratmeter in der kreislaufbasierten Stadt im Jahr 2040 nur ein Viertel dessen betragen, als es bei den heutigen Entwurfs- und Planungsprozessen der Fall ist.
“Städte stehen heute vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen Klimaziele erfüllen und gleichzeitig expandieren. Unsere Zahlen zeigen die Vorteile eines kreislauforientierten Stadtviertels, das Lebensmittel, Biogas und Solarstrom produziert. Durch die Kombination aus energieeffizienten Maßnahmen und architektonischer Gestaltung, können enorme Energiegewinne erzielt werden. So werden lebendige Nachbarschaften und Umgebungen geschaffen, die Zufußgehen und Radfahren fördern”.
Charlie Gullström, Forschungs- und Innovationsstrategin bei Sweco in Schweden
Lokale Lebensmittelproduktion
Das Szenario geht von einer vollständigen Elektrifizierung aus und davon, dass die Menschen im Jahr 2040 viel aktiver sein werden als heute – mit erheblicher Auswirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden. Die Studie zeigt, dass Lebensmittelabfälle aus lokaler Lebensmittelproduktion den gesamten Strom- und Wärmebedarf einer örtlichen Schule decken können. Zu den weiteren positiven Effekten der lokalen Lebensmittelproduktion gehört die Nutzung der überschüssigen Systemwärme, z. B. zur Beheizung von 13.000 m² Wohnraum.
Wenn städtische Planung Zufußgehen, Radfahren, öffentliche Verkehrsmittel und andere Mobilitätsangebote fördert, kann der Autoverkehr eines Vier-Personen-Haushalts um 200 km/Monat (ein Fünftel im Vergleich zu heute) reduziert werden. Die Kohlenstoffemissionen können sogar um 97 % gesenkt werden – vorausgesetzt, Zufußgehen, Radfahren und Elektromobilität sind bis 2040 zur Norm geworden.
Heute verfügen 20 der 27 EU-Länder über einen Regierungsplan zur Kreislaufwirtschaft als Teil des europäischen Green Deals. Pionierstädte wie Amsterdam und Glasgow sind ein Beweis dafür, dass die Kreislaufwirtschaft bereits jetzt in großem Maßstab angewendet werden kann.